12. September 2023

Spielt Deutschland in der Ukraine heute eine ähnliche Rolle wie beim Putsch in Chile vor 50 Jahren?

SS-Standartenführer Walther Rauff in Chile - Screenshot tagesschau.de
Foto: SS-Standartenführer Walther Rauff in Chile - Screenshot tagesschau.de

Angesichts der neuesten Enthüllungen über die Verwicklung deutscher Nazis, des deutschen Außenministeriums und des BND in den Putsch in Chile vor 50 Jahren und die Verfolgung der linken Opposition in Chile, stellt sich die Frage, ob es möglich ist, dass Deutschland in Bezug auf die Ukraine heute eine ähnliche Rolle spielt, wie damals vor und nach dem Putsch gegen den chilenischen Präsidenten Salvador Allende.

Es verschlägt einem manchmal die Sprache, wie tief deutsche Nazis - die in Kontakt mit dem BND standen - in den 1970er Jahren in schlimmste Machenschaften gegen die linke Opposition in Chile verstrickt waren, wo gestern dem 50. Jahrestages des Putsches gegen Präsident Salvador Allende gedacht wurde.

Der ehemalige SS-Standartenführer Walther Rauff war während der Militärdiktatur in Chile maßgeblich an der Verfolgung und der Ermordung von Oppositionellen beteiligt, berichtet Wilfried Huismann auf Tagesschau.de. Rauff war einer der Hauptverantwortlichen für die Umsetzung des Vernichtungsbefehls gegen die europäischen Juden.

Huismann schreibt: Rauffs Partner in der Führung des chilenischen Geheimdienstes DINA, "Brigadegeneral Christoph Willeke, war unter anderem für die Beziehungen zum BND zuständig und reiste mehrmals zu seinen Kollegen nach Pullach. Er erhielt dort Informationen über chilenische "Extremisten", die in Deutschland im Exil lebten. Auf dem Rückweg brachte er nach Vergaras Erinnerung auch persönlich Laborausrüstungen und Zutaten des Giftgases Sarin mit nach Chile.“

Auf MDR.de erklärt der Politologe Jan Stehle, der seit Jahren zu den Verbrechen der "Colonia Dignidad" forscht, als Allende an die Macht kam, begannen auch in der "Colonia Dignidad" die Vorbereitungen des Staatsstreichs. "1970 hatte die Colonia Dignidad begonnen, in der Bundesrepublik Waffen zu besorgen und nach Chile zu verschicken. Oftmals getarnt als caritative medizinische Sendungen."

Angesichts dieser Enthüllungen stellt sich die Frage, ob es möglich ist, dass Deutschland in Bezug auf die Ukraine heute eine ähnliche Rolle spielt, wie damals vor und nach dem Putsch in Chile.

Annalena Baerbock wirbt jetzt für den Einsatz von Taurus-Marschflugkörpern zur "Befreiung" von Menschen in der Ost-Ukraine, die in angeblichen "in Folterkellern verharren". Aber was ist mit den Folterkellern in der von Kiew kontrollierten Ukraine, die es nach Ermittlungen von Human Rights Watch und Amnesty International vor dem russischen Einmarsch in der Zentral-Ukraine gab? Was ist mit der Verfolgung von Andersdenkenden, die rechtsradikale Freiwilligenbataillone unter dem Schutz des ukrainischen Geheimdienstes SBU auf eigene Faust durchführten? Warum haben die großen deutschen Medien darüber nie berichtet?

Ich bin sehr froh, dass Tagesschau.de und auch MDR.de die deutsche Mittäterschaft in Chile jetzt öffentlich machen. Aber nun muss der nächste Schritt folgen, eine Untersuchung über die Frage, was die deutschen Politiker und Geheimdienste über Menschenrechtsverletzungen und rechtsradikale Aktivitäten in der Ukraine wissen.

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